Namen: Rida Chaudhry und Anita Luma, 2023

 

Biologisches Geschlecht

Das biologische Geschlecht ist eine allgemeine Klassifizierung einzelner Organismen nach der Produktion von Keimzellen im Rahmen der geschlechtlichen bzw. sexuellen Fortpflanzung. 
In der Biologie wird das Geschlecht klar im Sinne der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung definiert. Allerdings ist dieses Konzept, insbesondere beim Menschen eher problematisch, da es Fragen der Identität berührt. Menschen, die nach den biologischen Merkmalen nicht eindeutig zu einem Geschlecht zugeordnet werden können, nennt man intersexuell. Menschen, bei denen ihre Zuordnung nicht mit ihrem Selbstgefühl übereinstimmt, nennt man Transgender.

 

Geschlechtsbestimmung 

Genotypische Geschlechtsbestimmung 

Unter der Geschlechtsbestimmung versteht man die im allgemeinen irreversible Festlegung des Geschlechts.
In beiden Geschlechtern sind sowohl A-Gene im Andro-Komplex  für männliche Geschlechtsmerkmale, als auch G-Gene im Gyno-Komplex  für weibliche Geschlechtsmerkmale vorhanden. Dies nennt man bisexuelle Potenz. 
Die Rolle der Geschlechtschromosomen ist bei der Geschlechtsbestimmung von grundlegender Bedeutung. Der Mensch verfügt über zwei Arten von Geschlechtschromosomen: das X-Chromosom und das Y-Chromosom. Frauen besitzen in jeder Körperzelle neben den 44 Körperchromosomen (Autosomen) noch zwei X-Chromosomen als Geschlechtschromosomen (Gonosomen). Männer besitzen neben den 44 Autosomen ein X-Chromosom und ein Y-Chromosom als Gonosomen in jeder Körperzelle. Zudem verfügen Mann und Frau über Keimzellen, die auf die Fortpflanzung spezialisiert sind. Beim Mann sind es die Spermien und bei der Frau die Eizellen. Die Keimzellen enthalten nur die Hälfte an Chromosomen und somit auch nur jeweils ein Geschlechtschromosom.

Also produzieren Frauen Eizellen, die ein X-Chromosom enthalten, während Männer zwei Arten von Spermien herstellen. Zum Einen produzieren Männer Spermien, die ein X-Chromosom enthalten und zum Anderen Spermien, die ein Y-Chromosom enthalten. Daher wird das Geschlecht in dem Moment der Befruchtung bestimmt. Wird die Eizelle von einem Spermium befruchtet, welches ein X-Chromosom enthält, so trägt der Embryo zwei X-Chromosomen und entwickelt sich zu einem Mädchen. Dringt ein Spermium mit einem Y-Chromosom ein, so trägt der Embryo ein XY-Paar und entwickelt sich zu einem Jungen. Die Geschlechtsbestimmung ist also rein zufällig und die Chancen stehen 50:50. Dies ist die sogenannte genotypische Geschlechtsbestimmung, da die Chromosomenzusammensetzung das Geschlecht festlegt.

Im Gegensatz zum X-Chromosom enthält das Y-Chromosom aufgrund des kleineren Aufbaus weniger Gene und trägt somit auch nicht viele Erbinformationen. Allerdings stimmen bei den beiden Chromosomen einige Gene überein, welche homolog genannt werden. Das sogenannte SRY-Gen, das auf dem Y-Chromosom liegt, entspricht zum Beispiel keinem Gen auf dem X-Chromosom. Man erforschte, dass dieses Gen für die Embryonalentwicklung zum männlichen Organismus zuständig ist. Hierbei steht die Bezeichnung SRY für „Sexbestimmende Region des Y-Chromosoms“.

Zu Beginn entwickeln alle Embryos gleich aussehende Geschlechtshöcker (gemeinsame Anlage der Klitoris beziehungsweise des Penis bei Säugetieren). Bei der weiteren Ausbildung ist die Entwicklung zu einem weiblichen Organismus das Grundmuster. Kommen aber weitere genetische Informationen hinzu, so kann sich der Embryo auch zu einem Jungen ausbilden. Bei Embryonen, die ein XY-Chromosomenpaar tragen, wird ca. in der siebten Schwangerschaftswoche das wichtige SRY-Gen aktiviert. Dadurch werden die Hoden ausgebildet und in ihnen wird erstmals das männliche Hormon Testosteron hergestellt. Ab dem Zeitpunkt wird ein männlicher Organismus entwickelt. 

Eine phänotypische Geschlechtsbestimmung liegt vor, wenn äußere Faktoren (z.B. Licht, Temperatur, Ernährung) über das Geschlecht entscheiden. Das heißt der Geschlechtsunterschied ist nur im Erscheinungsbild (Phänotyp) sichtbar. Das ist aber meist nur bei niedrigeren Organismen der Fall. Beim Menschen stellen solche äußeren Faktoren im Mutterleib keine geschlechtsbestimmende Aufgabe dar. 

 

Störungen der geschlechtlichen Entwicklung

Auf diesen Ebenen können während der Embryonalentwicklung Abzweigungen vorkommen. Daher kann es sein, dass das genetische und äußerlich sichtbare Geschlecht nicht übereinstimmen. Beispielsweise gibt es Menschen, die genetisch männlich sind, also das Gonosomenpaar XY tragen, aber sich äußerlich zu einer Frau entwickeln. Dieses Phänomen nennt sich Androgenresistenz. Dies bedeutet, dass der Androgenrezeptor (Testosteronrezeptor) durch eine Mutation im männlichen Erbgut nicht funktioniert.

Durch diese Einschränkung ist die Ausbildung der männlichen Geschlechtsmerkmale nicht möglich und die betroffene Person wächst als Mädchen auf. Allerdings wird spätestens in der Pubertät das Fehlen der Gebärmutter, der Eierstöcke und der Eileiter bemerkbar. Dementsprechend können die betroffenen Personen auch nicht schwanger werden. Eine Therapie für dieses Problem existiert allerdings nicht. Solche Fälle werden der Intergeschlechtlichkeit, auch Intersexualität genannt, zugeordnet, da die Betroffenen keinem Geschlecht eindeutig zugeordnet werden können.

Ungefähr 0,3 Prozent aller Neugeborenen leiden unter einer Fehlverteilung der Geschlechtschromosomen. Da es sich hierbei um einen Fehler bei der Verteilung der Chromosomen während der Bildung der Geschlechtszellen handelt, spricht man nicht von Erbkrankheiten. Sie sind angeboren. Ein Beispiel ist die X0-Monosomie, auch Turner-Syndrom genannt, was durch ein fehlendes X-Chromosom erkennbar wird. Betroffene Personen werden äußerlich zwar als Frau wahrgenommen, besitzen allerdings keine funktionierenden Eierstöcke und bilden keine sekundären Geschlechtsmerkmale aus. Hinzu kommen Symptome wie Kleinwuchs, Herz-, Gefäß-, Nieren- und Knochenmissbildungen. 
Ein weiteres Beispiel ist das Triple-X-Syndrom, bei dem das X-Chromosom dreimal auftaucht. Im Gegensatz zur X0-Monosomie sind XXX-Frauen meist körperlich unauffällig und fruchtbar. 

Bei den Männern kann das X-Chromosom doppelt vorkommen. Dann ist von einem XXY-Zustand und dem Klinefelter-Syndrom die Rede. Das Y-Chromosom sichert die Entwicklung zum Mann. Ihre Geschlechtsmerkmale können ohne Probleme weiter ausgebildet werden, jedoch können die betroffenen Männer keine Spermien produzieren. Außerdem besteht auch die Möglichkeit, dass das Y-Chromosom zweifach vorliegt. Sogenannte Diplo-Y-Männer fallen, abgesehen von ihrer überdurchschnittlichen Größe, körperlich sonst nicht auf. Meistens ist ihre Zeugungsfähigkeit auch uneingeschränkt.

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