Name: Rubia Wehner, 2021-10

 

=> Siehe auch den Artikel zu "Medikamente, Drogen, Gifte, Toxine und deren physiologische Wirkung"

 

Gifte

Gifte sind Stoffe, die Lebewesen über ihre Stoffwechselvorgänge, durch Berührungen oder Eindringen in den Körper, ab einer bestimmten Dosis Schaden zuführen kann.

Ein allgemein in der Natur wirksamer, giftiger Stoff wird Umweltgift genannt. Pflanzen- und Tiergifte können zu Krankheiten und sogar dem Tod führen.

Je höher die Expositionsmenge eines Giftes ist, desto wahrscheinlicher sind Gesundheitsschäden. Die Exposition ist der Einfluss äußerer Faktoren auf einen Organismus.
Wenn das Gift eine anhaltende schädigende Wirkung hat spricht man von einer chronischen Vergiftung. Wenn das Gift sofort zu einer Schädigung führt, ist es eine akute Vergiftung.

Gifte sind EU-weit in die Kategorien "sehr giftig", "giftig" und "gesundheitsschädlich" eingeteilt:

  • Ein Gift gilt als sehr giftig, wenn es bereits bei sehr geringer Menge durch Einatmen oder Aufnahme zum Tod führen kann, oder akute oder chronische Gesundheitsschäden mit sich bringen kann.
  • Giftig gilt ein Gift dann, wenn es bei geringer Menge durch Einatmen oder Aufnahme zum Tod führen kann, oder akute oder chronische Gesundheitsschäden mit sich bringen kann.
  • Gesundheitsschädlich ist ein Giftstoff, wenn er bei Einatmen oder Aufnahme zum Tod führen kann, oder akute oder chronische Gesundheitsschäden mit sich bringen kann.

Ein Gifte greifen oft Leber, Gehirn, Nieren oder Nerven an und hindern auch oft die Sauerstoffaufnahme in Lunge oder Gewebe.

 

Toxine

Synapsengifte/Neurotoxine sind Stoffe die in den Ablauf der natürlichen Erregungsübertragung in Synapsen eingreifen. Sie können am synaptischen Endknöpfchen, am synaptischen Spalt und an der Postsynapse beeinflussen.

Toxine können auf unterschiedliche Weisen entstehen. Allgemein sind sie aber alle keine unnatürlichen Gifte. Der menschliche Organismus kann das Urämietoxin produzieren.

  • Pflanzliche Toxine sind zum Beispiel Curare, Nikotin und Tropan-Alkaloid. Mikroorganismen können Bakteriengifte wie das Botulinumtoxin herstellen. Ein Pilzgift ist das Amatoxin.
  • Auch manche Tiere können ebenfalls Gift herstellen (Bienen, Schlangen, Spinnen).

Verschiedene Toxine haben sehr unterschiedliche Wirkungsweisen. Viele führen zu fehlender Ausschüttung von Neurotransmittern oder zur Blokade der Rezeptoren. In fast allen Fällen wird die Funktion der Synapse gestört.

Ein Synapsengift ist beispielsweise das Botulinumtoxin, hergestellt von dem Bakterium Chloridium botulinum. Es ist bisher das bekannteste tödlichste Gift. Es kann zum Beispiel in verdorbenen Fleischkonserven zu finden sein.

Synaptische Wirkung von Botulinumtoxin
Synaptische Wirkung von Botulinumtoxin

Das Botulinumtoxin (in verdünnter Form auch bekannt als Botox) blockiert beispielsweise die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin aus einer Präsynapse. Das führt zu einer Lähmung der Skelettmuskulatur, also die Muskelkontraktion wird gehemmt. Die Wirkung tritt nach 1-15 Stunden auf und kann bei kosmetischen Eingriffen 3 bis 6 Monate anhalten. Nebenwirkungen sind Übelkeit, Kopfschmerzen oder Mundtrockenheit.

Ein anderes bekanntes Beispiel ist das Gift der "Schwarzen Witwe" Alpha Latrotoxin:

europäische Schwarze Witwe (Wikiperdia)

die europäische Schwarze Witwe

Quelle Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Latrodectus_tredecimguttatus_habitus.jpg; Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license by Wikicommonsuser Sphoo. Thanks you

Das Toxin "Alpha Latrotoxin" bewirkt im präsynaptischen Endknöpfchen eine dauerhafte Öffnung der Calciumkanäle, wodurch es zu Muskelkrämpfen durch die dauerhafte Erregung kommt, da durchgehend Neurotransmitter ausgeschüttet werden. Alpha Latrotoxin ist bei Spinnen wie der weiblichen schwarzen Witwe zu finden, die ihrer Beute über ihre Chelizeren (Kieferklauen) das Gift in die Haut injiziert.

Alpha Latroxin - Wirkung Synapse
Alpha Latroxin - Wirkung Synapse



Atropin blockiert Rezeptoren der postsynaptischen Membran und kann, da es einem Neurotransmitter ähnelt, an Rezeptoren andocken. Es kann als Gegengift eingesetzt werden, da es die Signalübertragung in der Nervenleitung unterbricht, außerdem als Narkose und früher auch als Asthmamittel. Es beschleunigt die Herzfrequenz, weitet die Bronchien und Pupillen und führt zum Austrocknen der Schleimhäute.


synaptische Wirkung von Atropin

synaptische Wirkung von Atropin

 

Tiergifte

Giftstoffe können Teil einer passiven/aktiven Überlebensstrategie sein oder ein Abfallprodukt aus dem Stoffwechsel sein. Bei der aktiven Überlebensstrategie wird das Gift oft über einen Biss übertragen, während bei der passiven Strategie schon Berührungen ausreichen. Außerdem würde man sich beim Verzehr vergiften da Toxine in der Haut und im Fleisch vorhanden sind.  Sie werden oft beim Beuteerwerb oder der Verteidigung eingesetzt.

Die Hauptwirkstoffe dieser Gifte sind Pektine und Proteine. Sie beschädigen zelluläre Prozesse anderer Organismen. Sie unterteilen sich in Endotoxine (freigesetzt beim Zerfall von Mikroorganismen und thermostabil) und Exotoxine (permanent von Bakterien freigesetzte Proteine und thermolabil). Sie reagieren mit der Polysaccharidseitenkette, vor allem mit Zellulose. Diese Polysaccharidseitenketten sind ein wichtiger Schleimstoff, Nährstoff und Reservestoff bei Tieren und Menschen.

Tiergifte können neurotoxinische (Nervengift), hämolytische (Auflösung von Erythrozyten), verdauende, algogenische (Schmerz verursachende) und hämorrhagische (infektiös) Effekte haben.
Das Gift von manchen Tieren, wie zum Beispiel von Schlangen (Schlangen würden ihre Beute vor dem verschlucken mit ihrem Gift lähmen, dass sie ihr über einen Biss durch ihre Fänge einspritzen) oder Bienen kann in der Medizin auch nützlich sein. Die verdünnten Giftstoffe von Tieren wirken nämlich sehr präzise und können als Medikamente benutzt werden. Das Gift von Pfeilgiftfröschen wirkt schmerzlindernd und ist um vielfaches wirksamer als Morphium. Darüber hinaus macht es nicht süchtig.

Pilz- und Pflanzengifte

Pro Jahr sterben ungefähr 40-60 Personen durch den Verzehr von Giftpilzen. Man sollte sich daher beim Pilze sammeln genau auskennen.Fliegenpilze führen zu starken Vergiftungen. In geringer Dosierung wurden sie in Nachkriegszeiten als berauschende Droge verwendet. Der Knollenblätterpilz ist hingegen so giftig, dass schon kleinste Mengen genügen, um daran bei Verzehr zu sterben.

Auch wenn es in Deutschland schon viele giftige Pflanzen gibt, muss man sich in den Tropen noch besser vorsehen, da dort deutlich mehr giftige Pflanzen wachsen als an den Polen oder im Gebirge.

Typische Giftpflanzen in Europa sind die Tollkirsche, der Fingerhut, die Herbstzeitlose, der Riesenbärenklau, das Pfaffenhütchen, die Eibe und viele mehr.

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