Name: Helmut, 2012

Vergleich Menschenaffe - Mensch

Darwin: "Alle Lebewesen sind auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückzuführen." Als Darwin 1859 sein Hauptwerk "On the Origin of Species" (Die Entstehung der Arten) veröffentlichte, erntete er viel Spott und Unglaube. Darwins Kritiker waren vor allem Geistliche und an der Bibel orientierte Wissenschaftler, die Darwins Theorie, dass alle Lebewesen von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen würden, als abstrus deklarierten, waren sie doch davon überzeugt, dass der Mensch die Krone der Schöpfung Gottes sei. Auch heute noch gibt es, vor allem in stark religiösen Kreisen, Zweifel an einer Entwicklung der Arten.
Heutzutage ist Darwins Theorien durch Fortschritte in der Wissenschaft weiter untermauert und erweitert wurden, unter anderem auch die Verwandschaftsverhältnisse zwischen Mensch und Affe, genetische Untersuchungen und viele weitere Fortschritte im Bereich der Anthropologie (Menschenkunde), Biochemie, Genetik und weiteren wissenschaftlichen Feldern, wie der Mathematik.
Darwins Theorie gilt heute als nicht mehr aktuell. Sie war aber die Grundlage und findet sich auch heute noch in ihren Grundaussagen innerhalb der aktuellen Evolutionstheorie, der "synthetischen Evolutionstheorie", wieder. Ein Vergleich von Mensch und Menschenaffe soll im Folgenden dargestellt werden. Quelle Bild: Public Domain von Wikipediauser Jappalang; Uncropped large copy - easy verification of publishing in ''The Hornet'' ; http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Editorial_cartoon_depicting_Charles_Darwin_as_an_ape_%281871%29.jpg

Einführung:

Schon sehr früh in der Geschichte der Menschheit kam man zu der Erkenntnis, dass zwischen Mensch und Menschenaffe eine spezielle Verbindung bestehen muss. Bereits im 2. Jahrhundert nach Christus stellte der griechische Arzt Galen fest, dass der Mensch dem Affen "von den Eingeweiden, den Muskeln, Arterien, Venen, Nerven und der Skelettform her am stärksten ähnelt".

Bis sich jedoch die Vorstellung einer gemeinsamen Stammesgeschichte durchsetzte, dauerte es eine sehr lange Zeit. Dies lag vor allem an der christlich geprägten Einstellung der Menschen, die das menschliche Wesen als Geschöpf Gottes ansahen, welches über allen anderen Lebewesen stünde. Als einer der ersten ordnete Linné den Menschenaffen und den Menschen in die Ordnung der Primaten ein, jedoch in unterschiedliche Familien. Mit der Untersuchung des Genoms der Lebewesen erkannte man, dass eine viel nähere Verwandtschaft vorlag, als bis dahin angenommen wurde. Vor rund 25 Jahren wurde die erstaunliche Entdeckung gemacht, dass Orang-Utans etwa 97 Prozent ihres Erbgutes mit dem Menschen teilen, Gorillas 98,3 Prozent und der Schimpanse sich nur in einem Prozent seines Erbgutes vom Menschen unterscheidet und damit der nächste Verwandte des Menschen ist.



Sumatra Orang Utan

Die genetische Ähnlichkeit lässt sich dadurch erklären, dass es vor ca. 5 bis 6 Millionen Jahren in Afrika eine Primatenart gab, aus der sich der Mensch und die heute bekannten zwei Schimpansenarten, der gewöhnliche Schimpanse (Pan troglodytes) und der Zwergschimpanse (Pan paniscus), entwickelt haben. Aus diesem Grund zeigen Affen auch zahlreiche Verhaltensweisen, die denen der Menschen sehr ähnlich sind. Im Folgenden wollen wir näher auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Menschenaffe und Mensch eingehen.

 

Gemeinsamkeiten/Unterschiede

I. Anatomische Betrachtung

Vergleich...

...des Vehältnisses Hirnschädel : Gesichtsschädel:

Unterschied: Der Mensch besitzt eine hohe Stirn (auch: "Denkerstirn") und eine flache Schnauze. Der Menschenaffe hingegen hat eine fliehende Stirn und eine vorstehende Schnauze.

flache Schnauze


...der Überaugenwülste:

Unterschied: Die Überaugenwülste, die bei den Menschenaffen stark ausgeprägt sind und die die Funktion haben den Druck, der beim Kauen mit dem mächtigen Kiefer in Richtung der Stirn entsteht standzuhalten, sind beim Menschen weit zurückgebildet und kaum zu sehen.


Seitenansicht eines Homo Sapiens

 

...der Augenstellung:

Gemeinsamkeit: Die Augen liegen dicht beinander. Daher überschneiden sich die Gesichtsfelder.

 

Schädel eines Homo Sapiens

 

...des Nasenbeins:

Unterschied: Das Nasenbein, welches bei dem Menschen vorhanden ist, fehlt bei den Menschenaffen vollkommen.

 

...des Hinterhauptloches:

Unterschied: Bei den Menschenaffen ist das Hinterhauptloch nach hinten verschoben und liegt nicht im Schwerpunkt. Dies bedingt, dass Menschenaffen schnauzenlastig sind und ihren Kopf nicht gerade halten können. Es ist somit einer der Faktoren, die den eingeschränkten aufrechten Gang der Menschenaffen beeinflussen. Das Hinterhauptsloch der Mensch befindet sich in der Mitte der Schädelbasis und somit im Schwerpunkt. Dies ermöglicht es uns den Kopf gerade zu halten.

 

       

Hinterhauptsloch nicht im Schwerpunkt
=> kein aufrechter Gang

Hinterhauptsloch ist mittig
=> aufrechter Gang

 

 

...des Gebisses und Kiefer:

Gemeinsamkeit: Der Mensch und der Menschenaffe besitzen beide 32 Zähne. Die Zahnkronen der Backenzähne haben das gleiche Muster auf den Kauflächen (dieselbe Anzahl von Höckern und Furchen).

 

Unterschiede: Die Zahnreihe des Menschenaffen sind parallel angeordnet (u-förmig). Die dabei entstehenden Lücken vorne rechts und links füllen die stark ausgeprägten und herausragenden Eckzähne. Die Zahnreihe des Menschen sind parabolisch angeordnet (v-förmig), wobei keine Lücken entstehen (Zahnreihe geschlossen). Zudem ist der Kiefer des Menschenaffen, wie bereits unter dem Punkt "Überaugenwülste" angesprochen, kräftig und groß. Der des Menschen ist eher kurz und schmal.

 

Gebiss eines Homo sapiens


Kiefer eines Menschenaffens

Kiefer eines Homo sapiens

 

...des Kinns:

Unterschied: Der Mensch besitzt ein vorstehendes Kinn. Dem entgegen besitzt der Menschenaffe ein fliehendes Kinn. (siehe auch Bilder unter Stichpunkt "Gebiss und Kiefer").

 

...von Fuß/Hand:

Gemeinsamkeit: Der Mensch und fast alle Menschenaffen besitzen 5 Zehen mit Nägeln. Der Daumen kann allen Zehen gegenübergestellt werden (opponierbarer Daumen).

Unterschied: Der Fuß des Menschen ist umgewandelt zu einem Standfuß. Er besitzt keine Greiffunktion mehr, sondern hat die Aufgabe das Gewicht des Menschen zu tragen. Dafür notwendig ist das einzigartige Fußgewölbe, durch das das Gewicht richtig verteilt werden kann. Der Menschenaffe besitzt einen Greiffuß mit einem abgespreizten großen Zeh. Vergleicht man die Länge von Armen und Beinen so fällt auf, dass die Arme des Menschen nur etwa bis zur Hüfte gehen während die des Menschenaffen bis zu den Knien reichen; die Beine des Menschen jedoch vergleichsweise länger sind.

Hand und Fuß eines Homo Sapiens  

Hand und Fuß eines Homo Sapiens

Fuß eines Menschenaffen

 

...des Brustkorbes:

Unterschied: Während der Mensch einen breite und flachen Brustkorb besitzt, hat der Menschenaffe einen schmalen und tiefen.

 

...des Beckens:

Unterschied: Das Becken, angepasst an den aufrechten Gang, ist sehr verbreitert und leicht nach vorne geneigt. Es hat die Funktion die Eingeweide als "Schüssel" zu tragen. Zudem ist beim menschlichen Becken der Geburtskanal aufgrund der größeren Schädel vergrößert. Der Menschenaffe besitzt im Vergleich zu dem des Menschen keine Schüsselform, sondern eine Schaufelform.

 
Schüsselförmiges Becken des Menschen

Zeichnung: Becken des Schimpansen

 schaufelförmiges Becken eines Affen

 

...der Oberschenkelknochen:

Unterschied: Die Oberschenkelknochen des Menschenaffen sind nach außen gerichtet, wodurch er "O-Beine" besitzt. Bei dem Menschen hingegen sind die Knochen nach innen gerichtet ("X-Beine").

 

...des Gehirns:

Gemeinsamkeit: Beide Lebewesen besitzen 5 Hirnteile. Im Gegensatz zu vielen anderen Arten haben sie die Möglichkeit des räumlichen Sehens. Das Gehirnvolumen des Affen beträgt mit 400 cm3 jedoch nur ein Viertel dem des Menschen mit 1600 cm3.

File:Gehirn, lateral - Lobi eng.svg

Quelle Bild: Gnu-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons Lizenz von Wikipediauser NEUROtiker; http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gehirn,_lateral_-_Lobi_eng.svg


...der Wirbelsäule:

Unterschied: Die Wirbelsäule des Menschen hat eine doppel-s-förmige Form. Der Menschenaffe vergleichsweise hat nur eine einfach-s-förmige Wirbelsäule. Dadurch ist es ihm nicht möglich sich vollkommen aufzurichten.

doppel-s-förmige Wirbelsäule des Menschen

 

...der Körperhaltung:

Unterschied: Der Mensch hat einen aufrechten Gang wohingegen der Menschenaffe überwiegend auf allen Vieren läuft. Er kann zwar auch kurze Strecken auf zwei Beinen laufen, durch seine anatomischen Verhältnisse ist es ihm jedoch nicht möglich dauerhaft aufrecht zu gehen. Der aufrechte Gang beim Menschen ist durch die doppel-S-förmige Wirbelsäule (richtet Oberkörper auf), die vollständig durchgestreckten Knie und die senkrecht zueinander gestellten Beine möglich.

 

II. Cytologische Betrachtung

Vergleich...

... der Chromosomenstruktur:

Gemeinsamkeit: Ein Chromosomenpaar des Menschen ähnelt im Bandenmuster sehr stark den zwei Einzelchromosomen des Schimpansen. Es wird angenommen, dass es in der Entwicklung des Menschen, nach der Einschlagung eines eigenen Pfades im Stammbaum, zu einer Verschmelzung von zwei Chromosomenpaaren gekommen ist.

 

... der Aminosäuresequenzen:

Gemeinsamkeit: Beim Vergleich der b-Ketten des Hämoglobins fällt auf, dass bei Schimpanse und Mensch eine vollständige Übereinstimmung vorliegt, bei Mensch und Gorilla ein Austausch und bei Mensch und Orang-Utan drei unterschiedliche Aminosäuren.

 

... der Ähnlichkeit der Eiweißstoffe:

Gemeinsamkeit: Mithilfe eines Präzipitintests kann man die Ähnlichkeit von Serumeiweißstoffen nachweisen. Dabei fällt auf, dass der Schimpanse dem Menschen in 85 Prozent der Eiweißstoffe übereinstimmt, der Gorilla in 64 Prozent und der Orang-Utan in nur noch 42 Prozent.

 

... von Parasiten:

Gemeinsamkeit: Der Schimpanse wird von denselben Parasiten, wie der Mensch befallen (Filzlaus, Kopflaus, Madenwürmer). Der Gorilla, welcher hinsichtlich des Genoms weiter vom Menschen entfernt ist, als der Schimpanse, hat lediglich unter Filzläusen zu leiden.

 

...der Blutgruppen:

Gemeinsamkeit:Menschenaffen besitzen wie Menschen die Blutgruppen A, B und 0. Desweiteren haben auch Menschenaffen den Rhesusfaktor, hat er doch auch seinen Namen von dem gleichnamigen Affen, bei dem der Rhesusfaktor endeckt wurde.

 

III. Betrachtung bezüglich des Verhaltens und der Sprache

Verhalten:
Menschen unterscheiden sich von vielen anderen Lebewesen durch ihr vorausschauendes Handeln und ihr Aufzeigen von Mitgefühl. Um der Frage nachzugehen, inwieweit Menschenaffen Verhaltensweisen mit dem Menschen teilen, wurden drei Forscherinnen in den afrikanischen und südostasiatischen Urwald geschickt. Mithilfe von Langzeitbeobachtungen konnten wichtige Erkenntnisse bezüglich der Verwandtschaft von Affe und Mensch gemacht werden.

 

Gemeinsamkeiten:

  • Menschenaffen haben mit dem Menschen gemeinsam, dass sie Mitgefühl zeigen. Dies wurde dadurch bewiesen, dass erwachsene Schimpansen (Männchen und Weibchen) verwaiste Jungtiere adoptieren.
  • Menschenaffen benutzen, wie der Mensch Werkzeuge, um sich das Leben in der Wildnis zu erleichtern. Diese dienen vor allem der Nahrungsbeschaffung.
  • Menschenaffen zeigen vorausschauendes Handeln. Besonders bei der Jagd wird deutlich, dass eine Koordination der Affen untereinander vorliegt. Während einige die Beute in den Bäumen verfolgen, schneiden andere den Weg auf dem Boden ab. Die Beute wird anschließend gemeinschaftlich geteilt.
  • Auch zwischen Menschenaffen kann es zu großen Auseinandersetzungen kommen. In Uganda wurde die Beobachtung gemacht, dass eine Schimpansengruppe eine andere Gruppe ihrer Artgenossen angreift, um sich Lebensraum zu sichern.
  • Bei längerer Beobachtung von Menschenaffen fällt auf, dass diese oft gleiche mimische Ausdrücke aufzeigen. So ist das Lachen dem eines Menschen sehr ähnlich. Jedoch verwenden Affen diese Mimik auch um andere Gefühle als der Mensch auszudrücken.
  • Viele Gemeinsamkeiten existieren auch bei der Jugendentwicklung. Der Affe braucht, wie der Mensch, eine sehr lange Zeit um das Erwachsenenstadium zu erreichen. Die Affeneltern kümmern sich meist aufopferungsvoll um ihren Nachwuchs.

Datei:Gombe Stream NP Mutter und Kind.jpg Schimpanse mit seinem Tragling

Quelle Bild: GNU-Lizenz für freie Dokumentation;

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Gombe_Stream_NP_Mutter_und_Kind.jpg&filetimestamp=20100831054600

 

Sprache:

Der Wortschatz der Menschenaffen beträgt 100-300 Begriffe; der des Menschen beinhaltet 20.000 bis hin zu 250.000 Wörter. Generell bedienen sich die Menschenaffen in freier Wildnis einer Kommunikation bestehend aus Mimik, Gestik und Lauten. Der Grund weshalb sie keine Lautsprache verwenden haben anatomische Ursachen. Im Vergleich zum Homo sapiens haben Menschenaffen eine dünnere Zunge, der Kehlkopf liegt höher, der Rachenraum ist kleiner und der Unterzungennerv ist nur halb so groß. Dies alles bedingt, dass der Menschenaffe keine Vokale formen kann.Demnach verständigt er sich mit Zeichensprache, die ähnlich der von Taubstummen ist. Der Menschenaffe lernt sie durch Zuschauen und Nachahmen und geben sie an ihre Nachkommen weiter (Traditionsbildung).

Die Kommunikation des Menschens in Form einer komplexen Silbensprache ist ein Merkmal, dass ihn als Lebewesen unter allen anderen einzigartig macht.

 

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